Gedenkarbeit "Kinder vom Bullenhuser Damm" Niemals vergessen!
Schon seit vielen Jahren sieht sich unsere Gemeinde der Gedenkarbeit an die Kinder vom Bullenhuser Damm verpflichtet. Das Gedenken für die zwanzig von den Nationalsozialisten ermordeten Kinder begann in Schnelsen Mitte der 1990er Jahre. Eltern der Grundschule Anna-Susanna-Stieg und der Kirchengemeinde, Bewohner:innen aus dem Stadtteil und Vertreter.innen der politischen Parteien haben das Gedenken Mitte der 1990er Jahre initiiert, als in einem großen Neubaugebiet Straßen und Plätze und später auch ein Kinderspielhaus, ein Jugendclub sowie eine Kindertagesstätte und zuletzt ein Park nach den Kindern benannt wurden – und sie so in die öffentliche Wahrnehmung rückte.
"Die Erinnerung an die 20 jüdischen Kinder, die in der Nacht vom 20. auf den 21. April in den Kellern der Schule am Bullenhuser Damm von Faschisten ermordet wurden, mahnt uns zur Auseinandersetzung mit der Geschichte.“
Rüdiger Rust, Vorsitzender des Regionalausschusses Lokstedt, in: Straßen der Erinnerung, S. 2
Das Gedenken wird getragen und verantwortet von verschiedenen Akteuren im Stadtteil: neben der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schnelsen und den umliegenden Grundschulen gehören außerdem die Verantwortlichen in der Kindertagesstätte Bluma Mekler, im Kinderspielhaus Sarah Goldfinger und im Jugendclub Lea Klygerman dazu, ebenso wie das Kinder- und Familienzentrum (KiFaZ) und der Arbeitskreis Burgwedel, die Stadteilkonferenz und Vertreter:innen verschiedener Parteien.
Jedes Jahr gestalten i.d.R. am 20. April, dem Todestag der Kinder, insbesondere die umliegenden Grundschulen (Anna-Susanna-Stieg und Rönnkamp) gemeinsam mit der Kirchengemeinde eine Gedenkstunde am Mahnmal für die Kinder am Roman-Zeller-Platz – eine Veranstaltung, die eine große öffentliche Aufmerksamkeit erfährt, und die eine Reichweite über die Grenzen des Stadtteils und der Stadt Hamburg hinaus besitzt. Begleitet wird diese Gedenkstunde von Veranstaltungen im Jugendclub, im KiFaZ und bei anderen Trägern im Stadtteil. Jedes Jahr nehmen Angehörige der ermordeten Kinder aus Israel, Frankreich und den USA an dieser Feier teil – ein für alle sehr wichtiger Termin.
Die Schüler:innen der vierten Klassen der beteiligten Schulen befassen sich im Vorwege des öffentlichen Gedenkens im Unterricht jeweils intensiv mit dem Leben und dem Schicksal eines der ermordeten Kinder. Sie verfassen kleine Beiträge, etwa Plakate oder kurze Briefe, die sie während der Feier am Mahnmal präsentieren.
Dass hier Kinder anderer Kinder gedenken und somit Empathie und historisches Lernen Hand in Hand gehen, ist etwas sehr Besonderes und ein sehr fruchtbarer Ansatz, die Erinnerungskultur in der Gesellschaft zu stärken – gerade in Zeiten, in denen fremdenfeindliche und antisemitische Denkweisen in unserem Land wieder erstarken.
Wir schulden es den Kindern vom Bullenhuser Damm genau wie unseren eigenen Kindern, die Erinnerung wachzuhalten. (Rüdiger Rust, s.o.)